Nach einer langen Corona-Pause bin ich endlich wieder zum Schuss gekommen. Mein lieber Freund Sinan hat mir zu meiner Hochzeit ein Erlebnis der besonderen Art geschenkt: Die Teilnahme an einer Gesellschaftsjagd auf Rothuhn, den weniger bekannten Cousin vom Rebhuhn. Nachdem diese Art von Jagd für mich als Jungjäger komplett neu war, habe ich mich nochmal mit der Grundfrage der Jagd kritisch auseinandersetzen: Warum jage ich?
Ich bin gegen industrielle Fleischproduktion und Massentierhaltung, im Wesentlichen aus Gründen von Klimaschutz, Naturschutz und Tierwohl. Meinen persönlichen Fleischkonsum habe ich in den letzten Jahren erheblich reduziert, auch dank meiner Frau, die Pescetarierin ist. In den letzten 4 Jahren habe ich sogar kein einziges Stück Hühnerfleisch gegessen, weder aus dem Supermarkt noch vom Bio-Bauern meines Vertrauens. Trotzdem schätze ich ein gutes Stück Fleisch sehr und möchte auf den Genuss (sowohl bei der Zubereitung als auch beim Verzehr) nicht komplett verzichten. Eine Fleisch-Mahlzeit muss aber für mich immer etwas Besonderes sein, und am besten übernehme ich selbst die Verantwortung fürs Erlegen des Tiers, welches bis zum Ende ein möglichst gesundes und qualloses Leben in der Natur geführt hat. Das Jagdangebot habe ich also aus einem einfachen Grund angenommen: Ich esse Fleisch, deswegen jage ich.
Die Jagd an sich war ziemlich lehrreich. Anders als die Ansitzjagd, bei welcher man den Fokus auf Stille und Geduld setzt, verlangt die Treibjagd eine komplett andere Art der Aufmerksamkeit. Mit einer hohen Konzentration innerhalb eines relativ kurzen Zeitfensters (10-15 min.) schießt man auf das flüchtige Federwild, während man gleichzeitig auf mehrere Ver- bzw. Gebote achten muss, um ein sicheres und waidgerechtes Jagderlebnis für alle Teilnehmer zu gewährleisten: (i) Schießen nur nach Vorne und mit mindestens 45 Grad Winkel nach oben, (ii) kein Abschuss auf laufendes Federwild (sog. Infanteristen), (iii) kein Linieren mit der Waffe durch die Schützerlinie, (iv) ständige Orientierung, in welche Richtung man keinen Schuss abgeben darf (Achtung auf Treiber, Ströber-/Apportierhunde, Nutztiere, noch nicht zum Abschuss freigegebene Wildarten, usw.), (v) strenges Folgen der Anweisungen des Jagdleiters.
Am frühen Abend nach 7 erfolgreichen Trieben habe ich aus der Strecke 5 Hühner für mich als Beute beansprucht und mit Stolz und Vorfreude auf den nächsten Zubereitungsschritt nach Hause gebracht. Aufgrund der geringen Körpermasse habe ich auf Abhängen verzichtet und die Hühner gleich ausgenommen und gehäutet. Nachdem das gehäutete Hühnerfleisch schwer saftig gehalten werden kann, habe ich sie zuerst briniert und dann mit Wurzelgemüse, Süßkartoffel, Zwiebel, frischen Kräutern und Olivenöl im Bratbeutel gebraten. Das Brathuhn und das Gemüsepüree habe ich mit dem abgebundenen Bratensaft übergossen und mit Wildspeckfisolen serviert. Als Weinbegleitung habe ich den Kaltern Carned, einen Kerner aus Südtirol ausgewählt. Verpeist haben wir die wilde Kreation gemeinsam mit meinen Schwiegereltern, für meine Frau und meinen veganen Schwager hatten wir dann natürlich auch genug vegane Speisen am Tisch.
Zutaten für 2 Personen
4 Rothühner
1/2 Knolle Sellerie
1 große Süßkartoffel
2 mittelgroße Karotten
2 Zwiebeln
250 gr. Fisolen
100 gr. Wildschweinspeck
Olivenöl
Frische mediterrane Kräuter
Muskatnuss
Salz, Pfeffer
Chilipulver
Zubereitung
Die Hühner ca. 1 Stunde ins Salzwasser legen (brinieren). Gemüse schälen, grob würfeln. Kräuter kleinhacken, mit Öl und Salz bestreuen. Alle Zutaten in einen Bratbeutel geben, den Beutel an ein paar Stellen durchlöchern und im vorgeheizten Backrohr bei 200 Grad ca. 45 Minuten backen.
Bratbeutel öffnen, das Gemüse mit Pürierstab pürieren, bei Bedarf mit Bratensaft verdünnen, mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken.
Den restlichen Bratensaft durch das Sieb gießen, mit Mehl aufkochen, mit Salz, Pfeffer und Chilipulver abschmecken.
Comments